Das richtige Stresslevel: Individuell und tagesabhängig
Die optimale Stressmenge variiert stark von Hund zu Hund und hängt auch vom Verlauf des jeweiligen Tages ab. Du kennst es bestimmt von dir selbst: übermäßiger Stress fühlt sich nicht gut an und man ist weit entfernt davon, in einem Bereich zu sein, in dem Lernen noch möglich ist und sich gut anfühlt. Wenn dein Hund dir zeigt, dass er eine Situation nicht mehr aushält, dann solltest du das ernstnehmen.
Sei außerdem aufmerksam für Stressanzeichen. Ein äußerlich ruhiger Hund, der vorher stark gestresst war und keine Möglichkeiten zur Regulation hatte, ist nicht gleichzeitig ein entspannter Hund. Das Gegenteil ist oftmals der Fall – wenn es keine Möglichkeiten gibt, das Wohlbefinden wieder zu steigern, greifen die Schutzmechanismen des Körpers. Das bedeutet aber nicht, dass es dem Hund gut geht.
Doch wie kann man einem gestressten Hund helfen? Beim Thema Stress gibt es keine allgemeingültiges Rezept, das für alle Hunde gleichermaßen funktioniert, weil das Stressempfinden ebenso individuell ist, wie es die Lösungsansätze sein sollten.
Komplett stressfrei ist auch keine Lösung
Der Versuch, den Hund vollständig vor Stress zu bewahren, bedeutet wiederum für den Menschen erheblichen Stress, was auch nicht förderlich ist. Ein übertriebenes Aufpassen und Vermeiden jeglichen Stresses ist nicht umsetzbar und nachhaltig. Stattdessen ist es sinnvoller, sich bewusst zu machen, welche Verhaltensweisen auf welche Auslöser zurückzuführen sind.
Mein Tipp: Führe ein simples Tagebuch, in dem du dokumentierst, was in eurem Alltag passiert und wie dein Hund darauf reagiert. So behältst du einen Überblick über Stressoren und entwickelst ein gutes Verständnis darüber, welche Bedürfnisse dein Hund hat und was er bewältigen kann und was nicht.
Selbstwirksamkeit und Mitspracherecht
Ein Hund, der komplett abhängig von seinem Menschen ist und keine eigenen Entscheidungen treffen darf, wird nicht die entsprechenden Fähigkeiten entwickeln, um selbstbewusst mit stressigen Situationen umzugehen. Es ist wichtig, dem Hund Mitspracherecht zu geben und ihm zu erlauben, aus stressigen Situationen herauszugehen, wenn diese ihm zu viel werden. Wenn dein Hund dir zeigt, dass es zu viel ist, bedeutet das nicht, dass er die Kontrolle übernimmt, sondern dass er seine Bedürfnisse kommuniziert. Er sollte lernen dürfen, dass diese respektiert werden.
Überbelastung in der heutigen Welt
In der heutigen, schnelllebigen Welt, in der auch wir Menschen oft überfordert sind, ist es leicht, diese Überforderung auf den Hund zu übertragen – wir stehen oftmals unter Dauerstrom. Soziale Medien verstärken das Gefühl, indem sie ständig neue Anforderungen und Erwartungen präsentieren. Es ist daher wichtig, klare Werte und Prioritäten zu haben und sich nicht von äußeren Einflüssen leiten zu lassen.
Deshalb ist planvolles Training so wichtig. Durch gezieltes und schrittweises Training in einem Umfeld, in dem sich der Hund wohlfühlt, können wir ihm helfen, neue Strategien zu erlernen und sind auch selbst besser gewappnet für stressige Situationen. Indem wir unsere Hunde in einem kontrollierten Lernsetting unterstützen, stellen wir sicher, dass sie sich wohlfühlen und die Möglichkeit haben, in ihrem eigenen Tempo Fortschritte im Umgang mit Stress zu machen.
Ein guter Umgang mit Stress und Emotionen
Wenn dein Hund in eine stressige Situation gerät, kommt es darauf an, wie du mit den daraus resultierenden Emotionen umgehst. Die Emotionen des Hundes zu unterdrücken oder zu ignorieren ist keine angemessene Lösung. Vielmehr sollte man einen bewussten Umgang mit dem Stress des Hundes pflegen und sicherstellen, dass das allgemeine Stressniveau innerhalb eines tolerierbaren Bereichs bleibt, damit das, was unvorhergesehen passiert ebenfalls Platz im Stressfass hat.
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