Meine heutige Gästin bei Dog and Talk ist Britta Reiland, die Inhaberin der Praxis „Gesundheit auf vier Beinen“. Britta bringt über 25 Jahre Erfahrung in der Physiotherapie für Pferd und Hund mit und bietet als Sportphysiotherapeutin und Bewegungsspezialistin einen ganzheitlichen Blick auf den Hund und seine Bedürfnisse. Sie legt großen Wert darauf, dass Bewegungen und Übungen immer individuell an die Fähigkeiten und das Wohlbefinden eines jeden Hundes angepasst sind.
Warum ist dem Menschen das „Sitz“ so wichtig?
Es ist verständlich, dass viele Menschen möchten, dass ihr Hund zuverlässig auf das Signal „Sitz“ reagiert. Das „Sitz“ gibt ihnen eine gewisse Kontrolle über den Aufenthaltsort des Hundes und sorgt für Sicherheit im Alltag, insbesondere in unserer hektischen und für Hunde oft unberechenbaren Menschenwelt. Schon bei scheinbar kleinen Dingen – wie den Hund kurz am Wegrand in Position zu halten, bis wir ihn anleinen können – gibt das „Sitz“ ein wenig Sicherheit. Allerdings gibt es neben dem „Sitz“ noch viele andere Optionen, und ein exzessives Training dieses Signals kann auch langfristig Konsequenzen haben.
Die Intensität im Blick behalten
Viele wissen nicht, dass es jungen Hunden schwerfällt, in einer korrekten Sitzposition zu verharren. Bei einem Welpen ist die Muskulatur noch nicht für wiederholtes, langes Sitzen ausgelegt. Ein zu intensives Training kann daher langfristig zu Fehlhaltungen führen. Wenn die Muskulatur noch nicht ausreichend stabil ist, kann das Sitzen für junge Hunde schnell zu einer Belastung werden, und sie beginnen, asymmetrische Positionen oder eine schiefe Haltung einzunehmen. Erst mit einer stabilen Muskulatur, die erst nach und nach heranwächst, können Hunde die Sitzposition auf Dauer korrekt einnehmen.
Woran erkennt man ein ungesundes „Sitz“?
Ein Hund, der Schwierigkeiten hat, sich korrekt zu setzen, zeigt oft kleine, aber eindeutige Anzeichen, die schnell übersehen werden können. Dazu gehören auseinanderdriftende Beine, ein runder Rücken oder ein nach hinten kippendes Becken. Wenn der Hund nicht ruhig im „Sitz“ bleiben kann und scheinbar „ungehorsam“ wirkt, liegt das in sehr vielen Fällen daran, dass die Position körperlich anstrengend für ihn ist – nicht, dass er nicht „gehorchen“ will. Wenn der Hund beim Hinsetzen sogar plumpst oder sich schwerfällig erhebt, ist es Zeit, genauer hinzuschauen. Hier kann eine tierphysiotherapeutische Unterstützung helfen, Bewegungsmuster und mögliche Fehlhaltungen frühzeitig zu erkennen.
Andere Möglichkeiten im Training
Britta empfiehlt, das „Sitz“ erst zu trainieren, wenn die Muskulatur des Hundes gefestigt ist. Bis dahin ist es sinnvoller, den Hund von sich aus sitzen zu lassen, statt ihn durch übermäßige Anreize oder Druck in diese Position zu bringen und das Signal mit einer falschen Körperhaltung zu verknüpfen. Ein guter Ausgangspunkt ist es, die natürliche Entwicklung des Hundes zu beobachten und ihm die Freiheit zu geben, Bewegungen selbstständig zu entdecken. Stattdessen bietet es sich an, ein zuverlässiges „Steh“, also ruhiges Stehenbleiben, aufzubauen. Das gibt dem Menschen die im Alltag manchmal notwendige Kontrolle über die Bewegungen und den Aufenthaltsort des Hundes, belastet diesen aber nicht großartig.
Vorsorge nicht vergessen
Selbstverständlich kann tierphysiotherapeutische Unterstützung auch präventiv genutzt werden. Eine regelmäßige Überprüfung, auch schon im jungen Alter, hilft dabei, Fehlhaltungen frühzeitig zu erkennen und zu korrigieren. Physiotherapeut*innen, die auf Hunde spezialisiert sind, können durch ihren breiten Erfahrungsschatz in der körperlichen Begutachtung viele kleine Anzeichen aufdecken, bevor daraus größere Probleme entstehen müssen.
Haltung ist (k)eine Kleinigkeit
In der Hundewelt wie auch im Leben gilt: Kleine Ursachen haben oft große Wirkungen. Ob es um den Bewegungsapparat eines Welpen oder um den Alltag eines älteren Hundes geht – die Haltung deines Hundes ist eine wichtige Grundlage für sein gesamtes Wohlbefinden. Deswegen lohnt es sich, früh auf eine gesunde Entwicklung und Haltung zu achten und den Hund körperlich ganzheitlich zu begleiten. Britta und ich sprechen im Podcast noch viele weitere Aspekte der Hundephysiotherapie und des Bewegungsapparats an, also höre gern in die Folge rein, um das volle Wissen mitzunehmen!
Über Britta:
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