Dog & Talk - Auf eine Gassirunde mit Dr. Janey May

Dein Podcast für bedürfnisorientiertes Zusammenleben mit Hund

#112: Wie du deinem Hund Grenzen setzen kannst

In dieser Episode widme ich mich dem Thema des Grenzensetzens im Hundetraining. Häufig wird behauptet, dass viele Verhaltensprobleme durch das Festlegen klarer Grenzen gelöst werden könnten. Doch was ist damit gemeint und wie viele und welche Grenzen sollten Hunde eigentlich haben? Es ist wichtig zu hinterfragen, ob die Grenzen, die du für das Zusammenleben mit deinem Hund festlegst, persönliche Präferenzen und notwendige Schutzmaßnahmen sind, oder eher konstruierte Regeln, die in der Trainingswelt kursieren, wie z.B. der Hund darf nur hinter dir laufen, du musst immer zuerst durch die Tür, Hunde dürfen nicht aufs Sofa, etc. Das Festlegen von Grenzen sollte nicht darauf abzielen, dem Hund durch harte, aversive Methoden ein Verhalten abzugewöhnen. Stattdessen sollten Grenzen verständlich und sinnvoll für Hund und Mensch sein.

Ein häufiger Vergleich, um Grenzen zu rechtfertigen ist der zu Verkehrsstrafen. Doch auch viele Verkehrsverstöße resultieren aus Stress oder Ablenkung, und eine Strafe bringt dann keine Änderung. Wenn aber reflektiert wird, ob eine Geschwindigkeitsbegrenzung als angemessen empfunden wird, ist es leicht, sich daran zu halten, weil diese Grenze logisch ist und mit der eigenen Vorstellung übereinstimmt. Darum ist es auch beim Hund wichtig zu überlegen, ob die gesetzten Grenzen verständlich und nachvollziehbar sind – auch für uns Menschen, denn nur dann sind sie auch authentisch.

Wie wir Grenzen wahrnehmen und was wir uns von ihnen versprechen, hat viel mit unserer eigenen Erfahrung zu tun. Als Kinder haben viele von uns gelernt, dass das Kommunizieren eigener Grenzen zu Ausgrenzung oder Bestrafung führen kann. Doch das Setzen von Grenzen ist an sich nichts Negatives, wenn es im sozialen Miteinander und in Verbindung erfolgt, statt im Gegeneinander. Es ist entscheidend anzuerkennen, dass Hunde in einer Zwangs-WG mit uns Menschen und einer Welt voller Reize leben und unsere Kommunikation daher klar und verständlich sein muss. Dabei ist in Bezug auf unser Handeln wichtig zu unterscheiden, ob es sich um Training oder eine plötzliche Situation handelt. Natürlich reagieren wir auf eine Schocksituation unkontrollierter, aber im Training haben wir immer die Wahl, unseren Hunden kleinschrittig beizubringen, was wir von ihnen erwarten. Verantwortungsvolles Handeln des Menschen ist gefragt, anstatt den Hund durch aversive Maßnahmen zu begrenzen.

Müssen Hunde wirklich lernen, was sie falsch gemacht haben? Nein, denn ein Hund denkt nicht wie ein Mensch und es ist unfair, von ihm zu erwarten, dass er die menschliche Logik verstehen soll. Anstelle von Bestrafungen sollte die Kommunikation darauf abzielen, dem Hund zu zeigen, was er tun soll, anstatt was er nicht tun soll. Über positive Verstärkung aufgebaute Signale, die der Hund umsetzt, weil er es will und weil es sich für ihn lohnt, können Grenzen gesetzt werden. Beispielsweise schränkt ein Signal, welches dem Hund vermittelt, sich auf seine Decke zu begeben, den Bewegungsfreiraum ein. Wir können durch unser Training dafür sorgen, Signale so aufzubauen, dass sie mit angenehmen Emotionen verknüpft sind.

Das Wichtigste ist also, dass der Hund die Möglichkeit hat, zu verstehen, was von ihm erwartet wird. Das Training sollte kleinschrittig und fair sein, damit der Hund lernen kann. Das Setzen von Grenzen und damit die Einschränkung der Handlungsfähigkeit des Hundes, auch wenn positiv aufgebaut, erfordert Impulskontrolle, und es ist wichtig, das Frustrationslevel im Blick zu behalten. Grenzen sollten stets im Sinne des Miteinanders und des Wohlbefindens aller Beteiligten gesetzt werden. Es gibt zahlreiche Wege, Grenzen zu setzen, ohne auf aversive Methoden zurückzugreifen.

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