Es gibt kein Patentrezept
Wenn du mich schon länger verfolgst, wirst du wissen, dass es keine eindeutige Antwort geben wird, die für alle Hunde gleichermaßen gilt. Es wäre problematisch zu sagen: „Du musst nur X bei Y machen.“ Vor allem musst du deinen Hund kennen! Besonders bei Jagdreizen sollten wir bedenken: Über welchen Hund sprechen wir eigentlich? Jeder Hund ist einzigartig und bringt unterschiedliche Erfahrungen, Genetik und Verhaltensmuster mit, die sich auf das Jagdverhalten unterschiedlich auswirken können.

Jagdverhalten verstehen
Um das Jagdverhalten deines Hundes zu verstehen, ist es hilfreich, sich mit seiner Genetik und den bevorzugten Sinneskanälen auseinanderzusetzen. Ist es das Sichten von Wild oder der Geruch, auf das er anspringt? Reagiert er auf Geräusche wie ein Knacken im Gebüsch? Solche Informationen sind nützlich, um Spazierwege so auszuwählen, dass dein Hund nicht ständig mit hochgradig spannenden Reizen konfrontiert wird.

Auch wenn du die Genetik deines Hundes nicht kennst, hilft es am meisten, deinen individuellen Hund zu beobachten. Schau genau hin, damit du ihn besser verstehst und kleinschrittiger und passender trainieren kannst. Wenn du weißt, wie dein Hund gerne jagen würde, kannst du die passenden Verstärker wählen.

Die Jagdsequenz-Puzzleteile
Vielleicht kennst du das Bild der Jagdsequenz-Puzzleteile, das verdeutlichen soll, wie sich das Jagdverhalten eines individuellen Hundes zusammensetzt. Die Puzzleteile variieren in ihrer Größe je nach Genetik, Lernerfahrungen etc. Dieses Wissen ist nützlich, um einzelne Sequenzen, wie z.B. das Belauern, zu verstärken und damit mehr Zeit zu gewinnen. Hier geht es noch nicht um das Stopp-Signal an sich, aber es ist ein essentieller Teil des Trainings, um Raum für das Einbauen eines Signals zu schaffen.

Kleinschrittiges Training in reizarmen Umgebungen
Der Aufbau des Stopp-Signals sollte in einer reizarmen Umgebung mit wenig Ablenkung erfolgen. Fängst du beispielsweise im Haus an und gehst dann in den Garten, ist das je nach Hund bereits eine enorme Steigerung. Doch vor einem Futterbrocken im Garten zu stoppen ist immer noch meilenweit entfernt vom Stehenbleiben nach der Sichtung wegrennender Rehe im Wald. Hab also immer den Schwierigkeitsgrad im Blick und ob deine Erwartungen und die Umgebung mit eurem Trainingsstand übereinstimmen.

Sicherheit geht vor
Sicherheit geht vor und dabei konsistent zu sein ist auch wichtig fürs gesamte Training. Natürlich gibt es Hunde, die aufgrund ihrer Lernerfahrungen und Genetik in einigen Gebieten (noch) nicht oder nie abgeleint werden können. Hier greift deine Verantwortung als Mensch. Man sollte kein Signal über das Leben des Hundes stellen. In Gebieten, in denen du dich nicht auskennst oder unsicher bist, sollte dein Hund entsprechend gesichert werden. Die Umwelt einzuschätzen und mit der Schleppleine unterwegs zu sein gehört zum Stopp-Signal dazu.

Stoppen im Alltag
Das Stopp-Signal aufzubauen, so wie ich es mit meinem Hund Kenny gemacht habe, ist sicherlich mit Arbeit verbunden, aber muss sich gar nicht wie Arbeit anfühlen. Wenn du es im Alltag trainierst, Schritt für Schritt verfeinerst und festigst, dann wird es zur Routine, die dir und deinem Hund richtig viel Spaß machen kann. Letztendlich ist das auch das Ziel: einen Hund zu haben, der gerne stoppt, weil es sich für ihn lohnt und er den Verhaltensablauf dahinter verinnerlicht hat. Ein Hund sollte stoppen, weil er durch eine gut strukturierte, kleinschrittige Trainingsgeschichte Lust darauf hat und nicht aus Angst.

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