Gehorsam oder Angst?
Die erste Frage, die wir uns stellen sollten: Wie wurde das Verhalten trainiert? Oft verrät die Körpersprache des Hundes mehr, als uns auf den ersten Blick bewusst ist. Steht der Hund vielleicht nicht in einer positiven Emotion an der Bordsteinkante, sondern aus Angst vor einer Strafe? Solch ein Training kann die Erregungslage des Hundes erhöhen – und Erregung ist ein entscheidender Faktor in Bezug auf Angst und Aggression.

Straße überqueren auf Signal
Einige Trainingsansätze setzen darauf, dass der Hund die Straße nur auf ein bestimmtes Signal/Auflösewort überquert. Doch das birgt gleich mehrere Herausforderungen:

• Wird ein Signal gewählt, das im alltäglichen Sprachgebrauch vorkommt (z. B. „OK“), kann es zu Unsicherheiten führen. Der Hund kann nicht immer eindeutig erkennen, ob das Signal wirklich an ihn gerichtet ist.
• In vielen Videos sieht man, dass der Hund auf das Auflösungssignal hin losstürmt. Die Belohnung durch den Menschen erfolgt dann oft erst nach dem Überqueren der Straße. In diesem Moment wird aber nicht das ruhige Warten, sondern das Rennen zur anderen Seite belohnt – eine gefährliche Verknüpfung.

Training mit der Bordsteinkante

• Eine sichere Alternative ist ein kleinschrittiges Training in einer reizarmen Umgebung:
• Der Hund lernt, dass eine Bordsteinkante immer mit einem bestimmten Verhalten verknüpft ist (z. B. Sitz, Platz oder Steh).
• Durch konsequente Belohnung dieses Verhaltens entsteht eine Verhaltenskette: Die Bordsteinkante wird zu einem klaren Signal, an dem der Hund selbstständig wartet.
• Wichtig: Die Auflösung sollte immer direkt beim Hund erfolgen, um Erwartungssicherheit zu schaffen. So wird verhindert, dass der Hund in angespannter Erwartungshaltung verharrt und plötzlich losschießt.

Warum Gehorsam allein nicht ausreicht