Eine Frage, die mich immer wieder von meiner Community erreicht, lautet: wie läuft eigentlich der Wechsel von aversivem zu positivem Training ab? Zur Beantwortung der Frage habe ich mich wieder eine großartige Gästin in den Podcast geholt, die genau das selbst durchgemacht hat: Pia-Céline Delfau von Wegbegleiter Mensch Hund.
Pia-Céline ist Psychologin und Hundetrainerin und bietet psychologische Beratung für Menschen mit Hund an, zum Beispiel, wenn diese schon negative Erfahrungen mit ihrem Hund gemacht haben.
Auch Pia-Céline kann davon berichten: ihr erster Hund Keno kam aus dem Tierheim, hatte eine massive Ressourcenproblematik, Krankheiten, Probleme mit Hundebegegnungen und bestimmten Triggern wie weißen Lieferwägen oder Männern mit Stöcken. Auch ihr gegenüber verteidigte er jegliche Ressourcen, woraufhin sie beschloss, sich Hilfe bei einer Trainerin zu suchen. Diese arbeitete zwar mit aversiven Methoden, ließ sie aber in dem Glauben, dass es bei diesem Hund nicht anders ginge. Obwohl es schon damals gegen ihr Bauchgefühl ging, hielt sie also an den Methoden fest, im Glauben, dass es das einzig mögliche für den Hund sei.
Ausgehend von ihrer persönlichen Erfahrung unterhalte ich mich mit Pia-Céline ganz allgemein darüber, welchen Einfluss Vorbilder auf uns haben, wie Strafe funktioniert und welche gefährlichen Nebenwirkungen sie hat.
Denn eines ist ganz klar: Die Wissenschaft zeigt, dass strafbasiertes Lernen bei Säugetieren funktionieren kann – aber der Preis ist hoch. Strafen beeinträchtigen die körperliche und psychische Gesundheit unserer Hunde (Ziv, 2017). Aus der Humanpsychologie wissen wir zudem, dass allein die „Androhung“ von Strafe die Informationsverarbeitung beeinträchtigen kann (Ballard et al., 2019). Dies ist ein Punkt, der sich auch auf Hunde übertragen lässt.
Strafen kann die Beziehung, das Vertrauen, die Kreativität und die Selbstwirksamkeit zerstören – und auch der Mensch, der seinen Hund maßregelt, wird sich dabei kaum gut fühlen.
Wir stellen fest, dass es eine riesige Portion Selbstreflexion und Mut erfordert, alte Überzeugungen aufzugeben und sich vom aversiven dem positiven Hundetraining zuzuwenden. Deshalb dürfen wir niemanden verurteilen, der zu diesem großen Schritt noch nicht bereit ist. Denn jeder kleine Schritt in die richtige Richtung zählt, und am meisten erreichen wir, Indem wir selbst Vorbilder im freundlichen Umgang mit unseren Hunden sind.
Über Pia:
Pia ist Psychologin (M.Sc.), nach §11 zertifizierte Hundetrainerin und Gründerin von Wegbegleiter. Bei Wegbegleiter verbindet sie Hundetraining mit psychologischen Coachings für die Hundehalter*innen und legt großen Wert auf eine bedürfnisorientierte Lebensweise mit Hunden, die viel Raum für Selbstwirksamkeit und angstfreies Lernen ermöglicht.
Mehr zu Pias Arbeit:
https://www.wegbegleiter-mensch-hund.de
angesprochene Studien:
https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S1558787817300357
https://journals.sagepub.com/doi/full/10.1177/0956797619835462
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