Stur, frech, aggressiv, unsicher?
Wenn ich Trainingsanfragen bekomme und der Hund vorgestellt wird, fällt oft der Satz „ich habe einen ängstlichen/frechen/wesensstarken etc. Hund“. Natürlich ist in einer kurzen Anfrage nicht viel Platz, den eigenen Hund ausführlich zu beschreiben. Aber wir müssen auch achtsam sein, was diese Zuschreibungen dann zur Folge haben. Wenn ein „ängstlicher Hund“ in drei Hundebegegnungen kein Problem zeigt, und bei der vierten plötzlich in die Leine springt, brennt sich diese eine Situation viel mehr ins Gedächtnis ein als die drei davor – und die eigene Annahme wird bestätigt. Natürlich haben auch unsere Hunde Grundpersönlichkeiten. Aber nur noch in diesen Kategorien zu denken, verstellt den Blick.

Verhalten verändert sich
Und so kommt es vor, dass ein Etikett vielleicht gar nicht mehr passend ist. Verhalten ist einerseits multifaktoriell – z.B. abhängig von der Tagesverfassung, der Situation, dem Gegenüber etc. Andererseits verändert es sich auch durch das Alter des Hundes, Training oder einen veränderten Alltag. Und so kann ein Hund, der als Junger jede Hundebegegnungen genossen hat, diese nach der Jugendentwicklung plötzlich nicht mehr so toll finden. Das Etikett verhindert dann aber, angemessen darauf zu reagieren. Möglich ist auch, dass die wahre Persönlichkeit des Hundes noch gar nicht zum Vorschein kommen konnte, weil sie z.B. durch Stress überlagert wird oder der Hund bisher gehemmt war.

Ein Experiment wagen
Daher lautet meine Einladung an dich: beobachte deinen Hund, als würde er den ersten Tag bei dir wohnen. Voller Neugier und offen für neue Erkenntnisse. Denn Verhalten sieht je nach Situation anders aus, und möglicherweise entdeckst du ganz neue Seiten an deinem Hund. Berichte mir im Anschluss gerne auf Instagram oder per E-Mail, wie das Experiment verlaufen ist.

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