Warum das Gehen an lockerer Leine DAS große Thema der Hundeerziehung ist…

...Und deshalb der Markt an Angeboten für dieses Thema kaum größer sein könnte.

Mich hat schon einmal eine gerissene Leine zwischen den Augen erwischt.

Viele kennen die Geschichte schon, Kenny war in seiner Jugendentwicklungsphase so extrem reaktiv, dass er sogar einen Leinenhaken kaputtgerissen hat. Die 20m Leine auf voller Spannung kam zurückgeschleudert und der Rest vom Haken traf mich knapp über dem Auge. An den Schmerz von damals erinnere ich mich noch heute, der größere Schmerz war aber durch die laute Stimme in mir verursacht: „DU hast es nicht geschafft! Du bist eine Versagerin und hast alles falsch gemacht in der Erziehung!“

Die Wahrheit ist:
ein Border Kenny reagiert eben schnell, unvorhersehbar und mit vollen 100%, wenn gerade das gesamte Hirn in Flammen steht und von Stresshormonen weichgekocht ist. Das hat nichts mit Leinenführigkeit zu tun. Sondern mit Reaktivität. Und da kann ich nur sagen: überlege dir, welchen Hund du in dein Leben holst und für welchen Job der Mensch ihn selektiert hat. Das wird dir vor allem in der Jugendentwicklung, ohne zimperlich zu sein, um die Ohren fegen.

zwei Hund an der Schleppleine gehen voraus, jeweils mit Besitzer

Durch Kenny weiß ich:

  • dass Leinenführigkeit eben nicht gleich Leinenführigkeit ist. Reaktiv sein, hat nichts mit nicht verstanden haben zu tun.
  • und um was es den Menschen mit großem Leidensdruck wirklich geht

(Meine Learnings mit den eigenen Hunden und Kundenhunden, Weiterbildungen und noch viel mehr haben meinen „Schluss mit Leinezerren“-Kurs entstehen lassen)

schwarzweißer Border Collie sitzt auf grüner Wiese und schnappt nach Seifenblasen.

Soll ich dir verraten, warum du glaubst, alle anderen Hunde gehen an lockerer Leine und zerren nie?

Weil die Hundeszene weiß, dass es DAS Thema ist und entsprechendes Bildmaterial raushaut. Außerdem:

  • gaukelt dein Hirn dir vor, dass die 60 Sekunden Videos, oder Sekundenausschnitte wo du Mensch-Hund-Teams auf der Straße beobachtest, auf 24 Stunden hochgerechnet werden können.
  • solltest du mal darauf achten, was die Körpersprache dieser Hunde dir verrät, wenn du ganz genau hinschaust.

Irgendwann wirst du sagen: jetzt kann ich es nicht mehr anders sehen. Wenn man die Körpersprache der Hunde entschlüsseln kann, übersieht man es nicht mehr. Das hilft dann schon mal dabei zu erkennen, dass viele der Hackenläufer-Hunde verängstigt und gehemmt sind. Und wir wissen doch beide: so möchtest du mit deinem Hund nicht durchs Leben gehen. Dein Hund soll doch nicht gelernt haben: wenn ich das mache, wird mein Mensch böse und ich habe in dieser Situation Angst vor ihm. Und klassisch konditioniert deshalb dem „Gewitter“ aus dem Weg gehen und lieber sich und all seine Bedürfnisse ganz nach hinten drücken.

Was über das Leinezerren gesagt wird, aber eben nicht an der Wurzel anpackt oder erdachter Humbug ist:

  • „Der Hund orientiert sich nicht an dir und ihr habt nicht die richtige Bindung.“
  • „Dein Hund akzeptiert die Leine nicht als Verbindung zwischen euch und stellt dich und deine Rolle in Frage.“
  • „Hunde müssen sich zurücknehmen können, egal wo sie sind, das gilt es zu akzeptieren.“

Was ich über diese Situationen sage:

  • „Der Hund ist gerade sehr aufgeregt in dieser Umwelt und hat noch keine passenden Strategien gelernt, sich zu regulieren und damit klarzukommen, was auf sein System einprasselt. Bindung zeigt sich nicht daran, wie sehr dein Hund an dir klebt, hier wird der Bindungsbegriff völlig falsch genutzt!“
  • „Dein Hund ist durch die unnatürliche Situation an einer kurzen Leine gesichert zu sein, überfordert. Hund würden normalerweise größere Bögen laufen und pendeln, sie verstehen den Zweck einer kurzen Leine nicht, er nimmt sie schon gar nicht als Verbindung zum Menschen wahr. Der Mensch sollte die Rolle eines wohlwollenden Unterstützers haben, alles andere ist längst überholter Alpha-Bullshit.“
  • „Hunde brauchen in der menschlichen Welt faire Anleitungen, wie man sich als Hund mit Hundehirn in der Menschenwelt benehmen soll. Sonst verhalten sich Hunde eben wie Hunde mit Verhalten, was für sie Sinn macht, da sie Hunde sind.“

Der Grund, warum altbackenes 0815-Training beim Thema Leine nicht angewendet werden sollte:

Weil dabei der Fokus schlichtweg auf Funktion gerichtet ist. Es interessiert kein Stück, warum der Hund (für ihn sinniges!) Verhalten zeigt, wie es ihm geht und welche Emotionen er in der Situation gerade hat.

Natürlich kann ein Hund nachhaltig gehemmt sein und gelernt haben: wenn ich den Menschen überhole, wird es sehr ungemütlich. Natürlich kann ein Hund situativ seine Emotionen und Bedürfnisse komplett unterdrücken. Aber warum sollte das ausgerechnet in der Nähe des Menschen sein und draußen, wo der Hund endlich Zeit für Hundedinge haben sollte, um bei mentaler Gesundheit bleiben zu können?

„Der hat keine Bindung“ ist deshalb Bullshit, weil gerade eine sichere Bindung sich darauf auswirkt, dass der Hund sich so sicher fühlt, wenn der Mensch in der Nähe ist, dass er sich zu erkunden traut. Es baut aber enormen Druck auf und führt dazu, dass die Hundemenschen denken, sie haben einfach alles falsch gemacht. Sie fühlen sich schuldig.

Dein Mantra sollte also nun sein: Gespannte Leine zeigt gespannte Nerven!

Dein Hund hat eine hohe Erregungslage. Feuer mit Feuer bekämpfen geht da meist in die Hose. Gerade Hunde, die mit Körperblock hinter den Menschen gehemmt wurden, neigen zu umgerichteter Aggression. Ihnen wird nicht geholfen. Wer Feuer mit Feuer bekämpft, verbrennt sich eben früher oder später gehörig die Hände.

Meiner Meinung nach sollten Hunde, sobald die kurze Leine dran ist, also in der Nähe ihres Menschen, immer ein Wohlgefühl haben und nicht das genaue Gegenteil. Wenn der Hund in der Nähe sein möchte, habe ich doch den Jackpot und nicht: „ich habe Angst vor Konsequenzen und fühle mich so kacke, dass ich mal lieber nur noch atme.“

Du ahnst es, die altbackenen, machtvollen Methoden funktionieren gerade bei leicht gestressten und unsicheren Hunden nicht. Es klappt immer nur kurzfristig, aber da der Stress und die Unsicherheiten der Hunde sich nicht in Luft auflösen, muss immer weiter eins oben drauf gepackt werden. Bis oftmals der Moment kommt, wo Menschen selbst sagen: Nein, Stopp. Mit dieser Form von Gewalt möchte ich nicht mit meinem Hund umgehen.

Und dann kommen die Anfragen, die meist so klingen:

„Ich habe schon alles probiert, es wird immer schlimmer. Ich weiß nicht mehr weiter!“

Und dann fangen wir bei der Wurzel an: erst mal eine Erregungslage schaffen, die Lernen überhaupt ermöglicht. Situationen ermöglichen, wo der Hund sich in der Nähe des Menschen wohl fühlt, und Sicherheit gewinnen kann. Strategien zur Selbstregulation überhaupt umsetzen kann.

Und plötzlich gehen die Übungen fürs eigentliche Thema: lockere Leine mag der Mensch, wie von allein.

Genau so habe ich meinen Kurs aufgebaut: erst das Verständnis, das Management (damit ihr aus dem Druck raus kommt), die Erregungslage und dann all die Übungen, damit die lockere Leine immer öfter gezeigt werden kann.

Aber bevor ich mit dem Kurs loslege, lernen wir uns erst mal kennen und gehen das Thema noch genauer an, als hier in diesem Beitrag.

Es gibt eine Webinaraufzeichnung von meinem Live-Webinar vom 10.3..

Keine Panik, du es gibt eine Aufzeichnung, die man sich gerne anschauen kann.

Du möchtest dir die Aufzeichnung schnappen?

Hund mit Brustgeschirr an der Leine

"Was genau ist da denn jetzt der andere Weg bei der Leinenführigkeit?"

0815 Training: Der hat zu akzeptieren hinter dem Menschen zu laufen, mir ist völlig egal, wie er sich gerade fühlt und warum er zerrt, ich möchte, dass es aufhört und wenn der erst mal an meinen Hacken klebt, ist er ja ruhig.

Janeys Training: Wir konzentrieren uns darauf eure Beziehung und das Vertrauen zueinander zu schützen. Wir entschlüsseln das Verhalten und die Emotionen deines Hundes. Auf Basis dessen können wir passende Hilfestellungen geben und so die Erregungslage nachhaltig verändern. So bauen wir ein Fundament, auf dem wunderbar gelernt und aufgebaut werden kann.

Und ja, das funktioniert bei jedem Hund, außer er hat kein Gehirn und eine völlig andere Physiologie, weil er sonst lernt, wie alle anderen Säugetiere eben auch. Kennen wir ja von uns Menschen, der Rohrstock in der Schule ist ja zum Glück schon mal nicht mehr erlaubt (leider noch oft genug emotionale Gewalt, aber das ist ein anderes Thema).

Das Problem am positiven Training:
es sieht langweilig und öde aus.

Da passiert ja nicht von 280 auf 0. Sondern in so kleinen Schritten, dass man dabei einschläft, wenn man sonst auf Social Media volle Emotionen gewohnt ist (und unser Hirn das dann natürlich auch weiterhin möchte).

Die Videos, die viral gehen sind solche, in denen ein austickender Hund in die Leine springt, die Menschen umherzerrt und danach (sehr oft plötzlich mit Maulkorb) wie ein Lamm hinter den Menschen läuft. Mit hängendem Kopf und hängendem Schwanz, nicht nach rechts oder links schauend, nicht mehr in die Umwelt abschweift. Also ein Nachziehhund geworden ist.

Verschwiegen wird dabei, dass da eine emotionale Bombe gebastelt wurde. Sie brodelt im Inneren und explodiert dann, wenn der Druck nicht mehr aufrecht gehalten wird. Oder noch mehr Druck hinzu kommt. Deshalb ja der Maulkorb, sicher ist feige, äh sicher.

Die Fehler beim Leinentraining bespreche ich übrigens auch im Null Euro Webinar:

"Dein Hund hat keine authentische Beziehung zu dir, solange du mit Belohnung ins Training gehst"

0815 Training: Ich spiele mit den Ängsten der Menschen und nutze Argumente, die wissenschaftlich überhaupt nicht haltbar sind. Obwohl ich Belohnungen im Training ablehne nehme ich Geld für meine Arbeit dankend an und bin nach jedem Like auf Social Media süchtig, weil es dabei ja um mich geht. Hunde sollen aber hundliches Normalverhalten einfach abstellen, ohne dafür passende Verstärker und ein Wohlgefühl zu bekommen, sie sollen es für den Menschen machen, weil der das so sagt.

Janeys Training: Du bekommst empathische Hilfe, die sowohl dich als auch deinen Hund und alle Bedürfnisse sieht. Du bekommst Hilfe zur Selbsthilfe, damit du weißt was du warum tust und nicht aus einem Gefühl der Angst und Hilflosigkeit einfach tust, was man dir sagt, obwohl es sich nicht richtig anfühlt.

Foto von Patrick Schätz auf Unsplash

Ein Mensch, der weiß, warum sein Hund genau dieses Verhalten zeigt, der ist selbstsicher, kann klarer denken, wohlwollend sein und weiß genau, was für seinen individuellen Hund passend ist.

Diesem Menschen fällt es leichter Verhalten und Körpersprache zu entschlüsseln.

Man fühlt sich doch in diesem Miteinander im Alltag deutlich wohler – denn wir alle lieben unsere Hunde und haben sie als Bereicherung in unser Leben geholt.

Wir wollen Gemeinschaft.

Und keinen Kampf.

Was denken die anderen über uns?

  • Geh nicht mehr in Situationen, in denen du dich schlecht fühlst und schlecht über deinen Hund denkst.
  • Such dir passende Hilfe, so dass ihr beide euch wohl fühlt. Das hat jeder verdient.
  • Lass sie reden, sie laufen nicht in deinen Schuhen.
  • Such dir Orte, wo ihr euch nicht gegenseitig auf den Nerv geht!
  • Ja, die Hundegruppenstunden auf dem Hundeplatz in der Jugendentwicklung ist der ungünstigste Ort für Leinentraining.

"Der Hund muss verändert werden?! Man kann aus jedem Hund einen 0815 Hund machen."

0815 Training: Jeder Hund kann gleiches leisten und am Ende Verhalten zeigen, wie jeder andere auch. Du musst es nur durchsetzen.

Janey Training: Jeder Hund ist hochgradig individuell. Die Menschen und ihre Lebensumstände noch dazu. Training hat klare Grenzen. Hunde können nicht zu einem Einheitsbrei gemacht werden. Hunde sind keine Soldaten, oder technische Geräte.

Training hat Grenzen.
Ja, lies es ruhig noch mal.
Ich habe es gesagt.

Ich könnte mir noch so sehr ein Bein ausreißen, Kenny würde mitten in der Innenstadt an einer Hauptstraße nicht durchgängig mit hängender Leine laufen. Weil er hochgradig gestresst ist, unsicher und ängstlich. Seine feinen BorderCollie Sinne sind überlastet und nicht für die Innenstadt erschaffen worden.

Und weißt du was?
Ich brauche das nicht. Er ist nicht für die Innenstadt gemacht, genauso wenig wie ich. Ich hasse es.

Ich kann jedem Hund Sitz beibringen, logisch, aber nicht jeder Hund kann und muss in jeder Situation und um jeden Preis Sitz zeigen können. Da gibt es sicher passendere Alternativen, je nach Situation und Hund.

Es hat große Nachteile, daran zu glauben, dass jeder Hund in Situation X eben Verhalten Y zeigen muss (und kann).

Dadurch landen wir wieder in einer Spirale aus Druck und dem Gefühl von Versagen.

Weil: alle Hunde machen Y, nur meiner nicht.

Welche Alternativen am Ende für deinen Hund die passenden sind und wie du in Situationen, wo Y eben nicht funktioniert, trotzdem im Team deines Hundes bleiben kannst, statt gegen ihn zu arbeiten, kannst du im „Schluss mit Leinezerren“ Selbstlern-Kurs angehen.

Aber vorher schau dir gerne das Null Euro Webinar an.

Hier kannst du es noch machen.

Hast du dich auch schon so richtig voller Scham für deinen Hund, oder dich (weil du mit deinem Hunde wahrscheinlich alles falsch machst) gefühlt? Schreib mir doch deine Erfahrungen in die Kommentare unten. Ich freue mich darauf!

4 Meinungen zu “Warum das Gehen an lockerer Leine DAS große Thema der Hundeerziehung ist…

  1. Oh ja, mein Hund ist super! Aber eben sehr nach außen orientiert (vielleicht liegt’s an der Mischung) und sehr neugierig auf andere Hunde. Und es sind genau diese Momentaufnahmen (so nenne ich die kurzen Begegnungsmomente auf Spaziergängen), die wir und die anderen zu sehen bekommen. So ganz weiß ich nicht, wie ich ihn an die lockere Leine bekomme, vielleicht wird es auch nie so werden, „wie bei allen anderen“. Aber auch wir haben Momente, in denen ich denke, ha, „jetzt kam sich sicher der andere blöd vor,“ oder „jetzt sieht endlich mal jemand,dass es auch bei uns geht“. Ich freue mich jedenfalls schon auf das Webinar und vielleicht kommt ja der ein oder andere Aha-Moment.

  2. Hätte erst am Sonntag in Tränen ausbrechen können!
    Alleine ist Leinenführigkeit absolut kein Thema mehr bei uns. Das klappt 1a 👌
    Sonntag waren wir mit einer Hundegruppe auf Gassirunde und ich wurde 3/4 der Runde durch die Gegend gezogen, da die Aufregung soooo extrem hoch war, wegen den anderen Hunden drumherum, dass ich 0,0 beachtet wurde. Keinerlei Orientierung an mir, ich hätte mich quasi auch in Luft auflösen können.
    Es war so frustrierend & ich war zeitweise echt den Tränen nahe, da man so zweifelt an sich und an allem und die Traurigkeit über diese unmögliche Situation so überwiegt 😭

  3. Ich habe eine 7 Monate junge Jagdhundhündin aus dem Tierschutz aufgenommen .
    Sie hatte jetzt ganz genau 5Tag lang das erste mal in ihrem Leben ein Sicherheitsgrschirr um und is super unsichet ,da sie nur bis dato das Tierheim kannte von Welpe an …Ich möchte die kleine Maus nicht mit einer Leine quälen und noch mehr verunsichern und damit den Aufbau unserer Bindung kaputt machen .

  4. Unser 2 1/2 jähriger BC ist auch sehr reaktiv, vor allem wenn andere Hunde oder Katzen seinen Weg kreuzen……aber auch oft ohne für uns ersichtlichen Grund und diese Überraschungsmomente können auch schonmal schmerzhaft sein, haben sie mir doch schon zwei gebrochene Mittelfinger beschert 🙈. Ich bin gespannt auf das webinar am Sonntag, noch habe ich die Hoffnung nicht aufgegeben😬. Da wir noch einen holländischen Schäferhund haben, der auch nicht mega entspannt (aber ganz gut händelbar) ist, macht das die Sache oft nicht leichter und ich habe dann im wahrsten Sinne des Wortes vor allem bei Begegnungen mit Artgenossen alle Hände voll zu tun

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